"Wärme aus 95 Metern Tiefe unterstützt die Firmenheizung"

DIE RHEINPFALZ | © Artikel & Foto oben: Klaus Kadel-Magin, 4.1.2023

„Wärmepumpen wollen derzeit viele, um die Heizkosten im Griff zu halten. Die Lemberger PTI-AG ist einen Schritt weiter gegangen und heizt seit Oktober mit einer geothermischen Wärmepumpe. Vorstand Andreas Albert hatte sofort mit Beginn des Krieges in der Ukraine gehandelt. Aktuell sind solche Anlagen erst 2024 lieferbar.

Mit Geothermie, wie sie in Insheim bei Landau für kleinere Erdbeben und Ärger mit den Nachbarn sorgt, hat die Anlage im Lemberger Industriegebiet an der K36 nichts zu tun. PTI hat nur 95 Meter tief gebohrt. In Insheim wurde bis zu 3800 Meter tief gebohrt. Die Anlage von PTI ähnelt auch eher einer normalen Wärmepumpe mit dem Unterschied, dass nicht die Außenluft als Wärmequelle angezapft wird, sondern die permanent acht bis neun Grad Celsius warmen Erdschichten in rund 100 Meter Tiefe.

Für die Größe des Firmensitzes wäre es nach Ansicht von PTI-Vorstand Andreas Albert für eine normale Wärempumpe schwierig, bei einer Außentemperatur von Null oder minus fünf Grad Celsius mit vertretbarem elektrischen Aufwand eine angenehme Heiztemperatur zu erzeugen. Eine Wärmepumpe funktioniert praktisch wie ein Kühlschrank, nur dass nicht gekühlt sondern geheizt wird. Die Außenluft wird angesaugt und in Kompressoren verdichtet und kondensiert dann. Dabei entsteht Wärme, die zum Heizen verwendet werden kann. Mit der Erdwärme braucht es deutlich weniger Strom zum Auftemperieren. Mit der Anlage, wie sie PTI betreibt, wäre es durchaus möglich, auf bis zu 60 Grad Celsius aufzuheizen. Die Wärme in dem großen Büroraum wird über die Decke abgestrahlt.

Wärmepumpe mit Kühlschrankformat

An die Wäre in der Tiefe kommt die Wärmepumpe mit einer Sole, die chemisch dem Kältemittel Glykol ähnele, erläutert Albert. Die Sole wird nach unten gepumpt, verdampft bei acht Grad und wird oben dann verdichtet, um die Heiztemperatur zu erreichen. Mit einer Kilowattstunde Strom können so vier Kilowattstunden Wärme erzeugt werden. Die Wärmepumpe steht bei PTI im Gebäude und ist ungefähr so groß wie ein Kühlschrank. In den Büros ist nichts von deren Arbeit zu hören. Von der Erdbohrung ist gar nichts zu sehen.

Den Strom für die Wärmepumpe und die vielen Computer des Betriebs kommt zum Teil von einer benachbarten Halle. Dort produzieren Solarmodule seit 2018 rund 28.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Bei heutigen Strompreisen müssten dafür 14.000 Euro gezahlt werden. 45 Prozent des Strombedarfs von PTI könnten so gedeckt werden. Während andere Wärmepumpen für besonders kalte Tage noch einen Heizstab vorhalten oder gar eine Gastherme in Reserve haben, muss die geothermische Wärmepumpe von PTI nur rein mit den acht Grad in 95 Meter Tiefe auskommen.

Liefertermin mehrfach verschoben

Bis zum Oktober heizte PTI mit Gas. „Die Anlage war noch nicht so alt“, meint Albert, der schon länger überlegte, auf eine geothermische Wärmepumpe umzusteigen. Als im Februar der Ukrainekrieg begann, war das für ihn das Signal, sofort mit der Umsetzung zu beginnen. Förderanträge wurden gestellt, nach elf Wochen kam die Genehmigung durch die Kreisverwaltung und im August konnte mit den Bohrungen begonnen werden. Die benachbarte Heizungsfirma Hapa erledigte die Installation der Wärmepumpe. Schon damals sei der Liefertermin dreimal verschoben worden, erzählt Albert. „Wir hatten noch Glück. Aktuell sind Lieferzeiten von 15 bis 18 Monaten üblich.“

80.000 Euro kostet die neue Heizung. Albert hofft auf eine Förderung von 35 Prozent. Die Anlage werde wohl 15.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr benötigen. Wahrscheinlich werde PTI damit bis zu 15 Prozent unter den Kosten des früheren Gaspreises bleiben.

In dem 1999 gebauten Firmensitz bei Lemberg arbeiten aktuell 30 Mitarbeiter. PTI setzt neben der Wärmepumpe auch sonst auf erneuerbare Energie. Drei Hybridautos sind schon im Fuhrpark. Zwei reine Elektroautos seien seit 16 Monaten bestellt, aber noch nicht geliefert. Die Fahrzeuge können dann auch an der Photovoltaikanlage geladen werden.

Quartierslösung wäre möglich

Von der Technik der Wärmepumpe ist Albert absolut überzeugt. An seinem Privathaus laufe seit 22 Jahren eine Wärmepumpe ohne größere Störungen. „Der technische Fortschritt hier ist enorm“, findet er. Die Anlage in Lemberg hätte sich Albert auch größer vorstellen können. Eine Quartierslösung mit umliegenden Betrieben, der Feuerwehr und dem Bauhof wäre denkbar gewesen. Geothermische Wärmepumpen böten sich auch an für Schulen und große Verwaltungsgebäude. Machbar sei dies an vielen Orten, sofern kein massiver Fels die Bohrung erschwert oder das Gebäude in einem Wasserschutzgebiet liegt.

„Wenn man die Energiewende ernst meint, muss jetzt Geld reingepumpt werden“, moniert Albert die bisher zu zögerliche Förderpolitik. Vor zehn Jahren sei beispielsweise die Förderung erneuerbarer Energien praktisch eingestampft worden, mit den Konsequenzen, die jetzt zur Energiekrise führen. Als Beispiel nennt er die in Deutschland fast nicht vorhandene Produktion von Photovoltaikmodulen, die jetzt mit enormen Lieferfristen aus Fernost eingeführt werden müssen.“

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